CO2-Emissionen: EWI analysiert Sofortprogramm Gebäude

CO<sub>2</sub>-Emissionen: EWI analysiert Sofortprogramm Gebäude
29. August 2022 |

Mit dem Sofortprogramm stärken die Bundesministerien die Rolle von Wärmenetzen und Wärmepumpen. Die enthaltenen Maßnahmen sollen mehr Investitionen in Heizungstausch und Gebäudesanierung anreizen. Das EWI analysiert das Sofortprogramm.

Im Jahr 2021 hat der Gebäudesektor sein sektorales Emissionsziel um 2 Millionen Tonnen CO2 überschritten. Um die Emissionen im Gebäudesektor schnell zu senken, haben das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Juli 2022 ein Sofortprogramm veröffentlicht. Ordnungspolitische Maßnahmen und veränderte Förderungen sollen im Gebäudesektor bis 2030 zusätzlich rund 161 Mio. Tonnen CO2 einsparen.

Abbildung1 – Wirkungsabschätzung der Maßnahmen des Sofortprogramms (Eigene Darstellung basierend auf BMWK und BMWSB, 2022a)

Im Policy Brief „Das Sofortprogramm für den Gebäudesektor – Überblick und Analyse der Maßnahmen“ erklärt ein Team des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln die Maßnahmen und deren Wirksamkeit zum Erreichen des sektoralen Klimaziels.

Öffentliche Konsultationsphase beendet

„Die größte CO2-Reduktion soll durch die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes erreicht werden“, sagt Dr. Johanna Bocklet, Managerin am EWI. Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht u. A. vor, dass ab dem Jahr 2024 jede neu eingebaute Heizung mit 65 Prozent erneuerbaren Energien (EE) betrieben werden muss oder Haushalte an ein Wärmenetz angeschlossen werden müssen. Wie das 65-Prozent-EE-Ziel konkret ausgestaltet wird, ist noch offen.

In einer Konsultationsphase zum 65-Prozent-EE-Ziel konnte die Zivilgesellschaft Stellung zu zwei Erfüllungsoptionen nehmen. Während bei der einen Erfüllungsoption Haushalte die Technologie frei wählen können, sieht die zweite ein Stufenmodell vor, in dem grüne Gase oder Biomasse nur dann genutzt werden dürfen, wenn Sachkundige nachweisen, dass alle anderen Optionen technisch, rechtlich oder wirtschaftlich nicht möglich sind.

Abbildung 2 – Das Kaskadenmodell

Ausbau von Wärmenetzen

„Das Stufenmodell soll anzeigen, dass Wasserstoff auch künftig ein knappes Gut ist“, sagt Nils Namockel, Senior Research Associate am EWI. Es halte Haushalte davon ab, vorschnell in wasserstofffähige Gasheizungen zu investieren. Fraglich ist jedoch, ob eine solche Rangfolge der Technologien nötig ist. Auch bei der technologieoffenen Ausgestaltung dürften grüne Gase auf Grund der Nachweispflicht und des Preisrisikos unattraktiv sein. Vermietende müssen hier die Kostendifferenz von grünen Gasen zu Erdgas übernehmen.

Beide Erfüllungsoptionen unterstreichen die Rolle von Wärmenetzen. „Das Gesetz für kommunale Wärmeplanung sowie entsprechende Förderungen für Wärmenetze, wie sie das Sofortprogramm vorsieht, flankieren das 65-Prozent-EE-Ziel und tragen zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors bei“, sagt Bocklet. Der Zeitplan des Sofortprogramms ist ambitioniert: Um die sektoralen Klimaziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen, sieht die Bundesregierung vor, dass die Jahresemissionsmengen ab dem Jahr 2028 unterschritten werden.

Sanierungen sind noch nicht in allen Fällen wirtschaftlich

Im Sofortprogramm ergibt sich je nach Energiepreisen mit 0,9 bis 6,5 Mio. t CO2-Äq. nur wenig Spielraum, um sicher zu gehen, dass das Klimaziel eingehalten werden kann. Verschiedene Effekte wie kältere Wetterjahre, Materialengpässe, Fachkräftemangel und geringe Preiselastizität der Haushalte können die Wirksamkeit negativ beeinflussen und damit zu einer Zielverfehlung führen. So wird im Sofortprogramm beispielsweise davon ausgegangen, dass Endkunden ihre Nachfrage an steigende Energiepreise anpassen.

Um Investitionen in Technologiewechsel und Sanierung anzureizen, erhalten Eigentümer durch die Anpassung der Bundesförderung für effiziente Gebäude weiterhin finanzielle Unterstützung. Während das Fördervolumen durch die Novelle insgesamt steigt, sinken die Fördersätze. Beispielrechnungen des EWI zeigen, dass Sanierung und Heizungstausch von Wohngebäuden im Bestand nicht in allen Fällen wirtschaftlich sind.

 

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