“Mit den Auswirkungen von Covid-19 wird die New-Deal-Komponente des europäischen Green Deal noch wichtiger, als wir es vor einem Jahr vielleicht noch erwartet haben”, sagte Paula Pinho, Referatsleiterin der Strategie- und Politikkoordination in der GD Energie der Europäischen Kommission, auf der EWI-Energiekonferenz. “Daher werden Wiederaufbau-Mittel zu einem wesentlichen Bestandteil der grünen Wende und damit des europäischen Green Deal werden.”
Der Green Deal ist eines der Schlüsselthemen, das die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, in ihrer Antrittsrede im vergangenen Jahr angekündigt hat. Im September kündigte sie zudem an, dass die die europäischen Klimaziele noch einmal schärfer formuliert werden sollen. Das Europäische Parlament hat nun beschlossen, dass die Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 sogar um 60 Prozent sinken sollen, nachdem von der Leyen eine Reduktion von mindestens 55 Prozent vorgeschlagen hatte.
Auf der EWI-Energiekonferenz diskutierten Expert*innen aus Wissenschaft, Industrie und Politik über “Green Deal: Wie kann er funktionieren? – Ökonomik und Regulierung in Europa und Deutschland”. Die Jahreskonferenz fand in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem BDEW statt – zum ersten Mal seit 1948 virtuell. 146 Gäste nahmen an den Statements und der anschließenden Podiumsdiskussion zur deutschen und europäischen Energiepolitik, einer Wasserstoffwirtschaft und einer globalen Perspektive auf CO2-Vermeidung teil.
“Verstärkte europäische Klimaambitionen sollten mit verstärkten Anstrengungen hinsichtlich Kosteneffizienz, globaler Wirksamkeit und Verteilungsgerechtigkeit der EU-Energiepolitik Hand in Hand gehen”, sagte Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge, Direktor am Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) an der Universität zu Köln.
“Mit unserer ,Energieversorgungsstrategie für NRW’ geben wir Orientierung und den richtigen Rahmen, um die Energiewende in Richtung Klimaneutralität aktiv zu gestalten und gleichzeitig NRW als Schlüsselregion für Industrie und Energieversorgung zu stärken”, sagte Michael Gessner, Abteilungsleiter Energie im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. “Wasserstoff muss und wird bei der Dekarbonisierung eine entscheidende Rolle spielen.”
Dr. Marie-Luise Wolff, Präsidentin des BDEW, fügte hinzu: “Die deutsche Energiewirtschaft ist mehr als bereit, die Energiewende zu einem klaren Erfolg zu machen. Dazu brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen. Und wir müssen alle Register ziehen!”
Eine dieser Maßnahmen wird ein CO2-Preis sein, der im Strom- und Industriesektor bereits existiert, aber noch nicht für Verkehr und Gebäude. “Ein umfassender und einheitlicher CO2-Preis sollte das wichtigste Koordinierungsinstrument für die unzähligen Entscheidungen sein, die für die Energiewende notwendig sind”, sagte Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung.
EWI-Direktor Prof. Dr. Wolfgang Ketter schlussfolgerte: “Die Architektur der Energiepolitik muss auf zwei verschiedenen Ebenen koordiniert werden: Auf der oberen Ebene muss Politik bzw. Regulierung koordiniert werden, und auf der unteren Ebene muss Technologie Koordiniert werden. Diese wird durch künstliche Intelligenz erleichtert. Je höher der Anteil der erneuerbaren Energien, desto höher der Automatisierungsgrad.”