Carbon Contracts for Differences: EWI-Team zeigt Chancen und Risiken

Carbon Contracts for Differences: EWI-Team zeigt Chancen und Risiken
30. November 2021 |

Die designierte Bundesregierung schlägt vor, Klimaschutz-Investitionen mit Carbon Contracts for Differences (CCfDs) zu fördern. EWI-Fachleute untersuchen die Effekte von CCfDs und zeigen, worauf es bei der Ausgestaltung ankommt.

In ihrem Koalitionsvertrag schreibt die designierte Bundesregierung dem Industriesektor eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft zu. Zur Erreichung der Klimaziele möchte sie geeignete Instrumente, wie Carbon Contracts for Differences (CCfDs), einführen. Mit diesen speziellen Verträgen möchte sie emissionsarme Technologien fördern – und die Wirtschaftlichkeitslücke in der Grundstoffindustrie schließen. Denn es erfordert substanzielle Investitionen, um das deutsche Energiesystem zu dekarbonisieren. So besteht allein in der Stahlindustrie ein Investitionsbedarf für wasserstoffbasierte Direktreduktion von rund 8 Mrd. Euro bis zum Jahr 2030.

Ob solche Investitionen profitabel sind, ist jedoch mit Unsicherheiten behaftet. So hängt die Rentabilität der emissionsarmen Technologien von den zukünftigen CO2-Preisen ab. Denn emissionsarme Technologien sind nur bei ausreichend hohen CO2-Preisen gegenüber konventionellen Technologien wettbewerbsfähig. Die zukünftigen CO2-Preise sind jedoch unsicher (siehe Abbildung 1) und Unternehmen können sich hiergegen kaum absichern.

Abbildung 1: Spannbreite der notwendigen Preise im EU ETS im Jahr 2030 zur Erreichung der szenario-abhängigen Sektorziele (Ariadne, 2021)

CCfDs sichern die Wettbewerbsfähigkeit emissionarmer Technologien ab

CCfDs sind Verträge, in denen sich der Staat und ein Unternehmen, das in eine emissionsarme Technologie investiert, auf einen Strike-Preis einigen. Liegt der CO2-Preis unter dem Strike-Preis, zahlt der Staat die Differenz an das Unternehmen. Liegt der CO2-Preis über dem Strike-Preis, zahlt das Unternehmen die Differenz an den Staat. Der CCfD sichert dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der emissionsarmen Technologie gegenüber der konventionellen Route gegen unsichere CO2‑Preise ab. Denn im Fall niedriger CO2-Preise sinken die Kosten der konventionellen Produktionsroute und somit die Wettbewerbsfähigkeit der emissionsarmen Technologie. Etwaige Verluste werden dann durch Zahlungen der CCfDs ausgeglichen. Umgekehrt müssen Unternehmen im Fall hoher CO2-Preise einen Teil ihrer Gewinne an den Staat zurückzahlen. Der Zusammenhang von Erlösen, CO2-Preis und CCfD-Zahlung ist in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Exemplarische CCfD-Zahlungen in Anhängigkeit des CO2-Preises und der Zusammenhang zur Differenz der konventionellen und emissionsarmen Produktionskosten

Die EWI-Fachleute untersuchen CCfDs in ihrem Working Paper „Complementing carbon prices with Carbon Contracts for Difference in the presence of risk – When is it beneficial and when not?“ analytisch. Die Forschung wurde durch das Research Programme Hydrogen und das Kopernikus-Projekt ENSURE gefördert. Die Analyse zeigt, dass die gestiegene Sicherheit durch CCfDs Unternehmen anreizt, in emissionsarme Produktionsverfahren zu investieren. Für klimafreundliche Technologien, deren späterer Einsatz später sicher effizient ist (d.h. deren variable Vermeidungskosten sicher geringer sind als spätere CO2-Preise), steigert das Mehr an Investitionen die Wohlfahrt. Dabei ist der Wohlfahrtsgewinn des CCfD umso größer, je risikoaverser die Investoren sind.

Für viele derzeit entwickelte Technologien ist aber unsicher, ob der langfristige Einsatz der klimafreundlichen Technologie später effizient ist. In diesen Fällen bergen CCfDs das Risiko, potenziell ineffiziente Technologien im Markt zu halten. Ein solcher Fall tritt auf, wenn der Strike-Preis höher ist als die variablen Vermeidungskosten, sich später aber ein CO2-Preis ergibt, der geringer ist als die variablen Vermeidungskosten.

Eine adäquate Ausgestaltung ist wichtig, um die Effizienz der CCfDs zu gewährleisten

Dies führt zu folgendem Trade-off: Auf der einen Seite motivieren CCfDs durch ihre Hedging-Wirkung Unternehmen dazu, mehr in emissionsarme Technologien zu investieren und steigern hierdurch die Wohlfahrt. Auf der anderen Seite birgt die Absicherung durch CCfDs das Risiko, ineffiziente Produktionsverfahren später künstlich im Markt zu halten, was die Wohlfahrt reduziert. Der Wohlfahrtsverlust steigt dabei, je größer die Wahrscheinlichkeit ist, eine ineffiziente Produktion zu fördern. Ab einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ist es sinnvoll, auf den CCfD zu verzichten.

CCfDs sollten so ausgestaltet sein, dass der Wohlfahrtsgewinn durch zusätzliche Investitionsanreize, den Wohlfahrtsverlust durch die potenzielle Förderung ineffizienter Technologien, übersteigt. Beispielsweise wird der Trade-off davon beeinflusst, für welche Technologien CCfDs angeboten werden. Eine zu weite Auswahl erhöht die Gefahr, langfristig ineffiziente Technologien zu fördern. Die Auswahl der Technologie sollte jedoch auch nicht zu eng gefasst sein, da sonst notwendige Klimaschutz-Investitionen ausbleiben könnten. Tabelle 1 fasst darüber hinaus die Auswirkungen verschiedener Einsatz- und Ausgestaltungsoptionen und deren Auswirkungen auf den Trade-off zwischen Investitionsanreizen und effizienter Produktion zusammen.

Tabelle 1: Einsatz- und Ausgestaltungsoptionen von CCfDs und ihre Auswirkungen

Eine vertiefte Analyse zu den Auswirkungen der Ausgestaltung von CCfDs finden Sie im Policy Brief. Zusätzlich lernen Sie, wie Kostenunsicherheiten Investitionen hemmen und wie reine CCfDs dieses Problem beheben können.