EWI-Index: Deutschland hat bei E-Mobilität Aufholbedarf

EWI-Index: Deutschland hat bei E-Mobilität Aufholbedarf
1. März 2024 |

Europäische Staaten bereiten sich auf mehr Elektromobilität vor. Skandinavische Länder führen im aktualisierten „EWI EV Preparedness Index“ des Energiewirtschaftlichen Instituts. Deutschland hat insbesondere bei der Ladeflexibilität weiterhin Aufholbedarf.

Skandinavische Länder sind besonders weit bei der Vorbereitung auf Elektromobilität. Mitteleuropäische Länder wie Frankreich und Österreich haben im Vergleich aufgeholt. Deutschland fällt um drei Plätze auf Rang 20 zurück. Das lag unter anderem an der Energiekrise im Jahr 2022 und dem dadurch veränderten Energiemix.

Das zeigt der „EWI EV Preparedness Index 2022“ (Electric Vehicle, EV), der zum zweiten Mal erhoben wurde. Der Index misst auf einer Skala von eins bis zehn, wie gut 27 europäische Länder auf die steigende Zahl von Elektrofahrzeugen vorbereitet sind. Für den Index wurden drei Dimensionen analysiert: verfügbare (grüne) Stromerzeugung, Lade- und Netzinfrastruktur sowie Bedingungen für flexibles Laden.

Große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern

„Der EWI EV Preparedness Index zeigt, dass es in den meisten europäischen Länder bereits eine angemessene Ladeinfrastruktur für Elektromobilität gibt. Das ist eine der Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markthochlauf elektrischer Fahrzeuge“, sagt Dr. Philip Schnaars, Head of Research Area am EWI, der den Index gemeinsam mit Martin Lange und Antonie Reinecke erstellt hat.

Skandinavische Länder erreichen in dem Index besonders hohe Werte. Norwegen weist beispielsweise einen Index-Wert von 9,4 von 10 erreichbaren Punkten auf. In diesen drei Ländern tragen erneuerbare Energien mit Schwerpunkt Wind- und Wasserkraft viel zum Strommix bei. Außerdem verfügen sie über eine leistungsfähige Netz- und Ladeinfrastruktur. So sind in Nordeuropa viele sogenannte Smart Meter installiert, die durch den Datenaustausch die Flexibilisierung von Ladevorgängen ermöglichen. Außerdem haben sie einen hohen Anteil zeitvariabler Preisbestandteile und können damit ökonomische Anreize für flexibles Laden setzen.

Deutschland hat Aufholbedarf

Deutschland landet im Gesamtindex mit 5,4 Punkten im unteren Mittelfeld und hat sich im Index gegenüber dem Vorjahr nicht verbessert. Mögliche Gründe hierfür sind der langsam voranschreitende Smart-Meter-Rollout sowie der veränderte Energiemix im Zuge der Energiekrise. Zudem ist die gesicherte Erzeugungsleistung gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Steuerbare Kapazitäten sind für den Hochlauf der Elektromobilität von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beitragen, Lastspitzen durch das ungesteuerte Laden von E-Fahrzeugen auszugleichen.

Frankreich und Österreich sind im Länderranking des „EWI EV Preparedness Index“ im Vergleich zum Vorjahr aufgestiegen. Beide Länder haben ihre Voraussetzungen für flexibles Laden verbessert. So hat Österreich mehr intelligente Messsysteme installiert. Der Anteil an Haushalten mit solchen Systemen hat sich im Vergleich zum Jahr 2020 mehr als verdoppelt.

Abbildung: EWI EV Preparedness Index 2022

Effekte der Energiekrise in den drei Dimensionen des „EWI EV Preparedness Index“

Die europäische Energiekrise im Jahr 2022 hat sich in unterschiedlichem Maße auf die errechneten Indexwerte ausgewirkt. In der Dimension Strommix zeigt der Index, dass Deutschland mehr Kohle verstromt hat, um den Gasverbrauch zu senken. Das hat den CO2-Fußabdruck von Elektromobilität erhöht. Das Potenzial für flexible Ladesignale hingegen ist durch höhere Strombeschaffungspreise und regulatorische Maßnahmen wie Steuersenkungen gestiegen. Dadurch hat sich der Indexwert in der Dimension Ladeflexibilität in vielen betrachteten Ländern erhöht.

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