Derzeit werden Netzanschlüsse von erneuerbaren Energie-Anlagen (EE) nahezu auf ihre Erzeugungsspitzen ausgelegt, obwohl diese selten auftreten und wegen Gleichzeitigkeitseffekten einen geringen (Markt-)Wert haben. Eine Optimierung der Netzanschlussleistung beim EE-Ausbau kann zu höherer Kosteneffizienz führen. Dieser Effizienzgewinn ergibt sich als Nettoeffekt aus den Einsparungen beim Verteilnetzausbau und dem Wert des Stroms, der aufgrund der Überbauung zusätzlich abgeregelt werden muss.
In der Kurzstudie „Optimierte Netzanschlüsse von Wind und PV – Wie sich durch Überbauung Netzausbaukosten einsparen lassen“ zeigen Fachleute des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln, wie sich in Abhängigkeit geschätzter EE-bedingter Netzausbaukosten, Effizienzgewinne durch Überbauung von EE-Netzanschlüssen erzielen lassen.
Werden die Netzanschlüsse für PV-Freifläche und Wind Onshore separat optimiert, könnten bei einer Überbauung von ca. 360 Prozent für PV und 50 Prozent für Wind insgesamt jährlich 0,8 Mrd. € eingespart werden. Überbauung beschreibt dabei, um wieviel die EE-Spitzeneinspeisung die Netzanschlussleistung übersteigt. Wird die Netzanschlussleistung von PV und Wind gemeinsam optimiert (Co-Location), lassen sich bei einer Überbauung von 74 Prozent jährlich sogar 1,6 Mrd. € einsparen, da sich die Erzeugungsprofile bei Co-Location ergänzen und Abregelungen sinken. Co-Location mit Batterien führt zu leicht sinkenden Abregelungen und weiteren Einsparungen bei den Netzausbaukosten. „Den Effizienzgewinnen stehen Verteilungseffekte gegenüber“, sagt Berit Hanna Czock, Projekt Lead am EWI, die die Studie gemeinsam mit Merit Dressler, Julian Keutz, Lisa Restel, Prof. Dr. Oliver Ruhnau und Dr. Philip Schnaars verfasst hat. „Den Betreibern von EE-Anlagen, insbesondere PV, entgehen Erlöse, während die Netzausbaukosten und somit die Netzentgelte für den Verbrauch sinken.“ , erklärt Berit Hanna Czock.
Bisher sind EE-bedingte Netzausbaukosten in €/kW aufgrund mangelnder Daten unbekannt. Verteilnetze sind in Deutschland hinsichtlich gebietsstruktureller Gegebenheiten, der Lastdichte, der installierten EE-Kapazität und des erwarteten EE-Zubaus heterogen. Deshalb ist von regionalspezifischen EE-bedingte Netzausbaukosten auszugehen. Für die Kurzstudie werden aktuelle Verteilnetzausbaupläne ausgewertet, um EE-bedingte Netzausbaukosten für drei unterschiedliche Netzgebietsklassen zu identifizieren. Die EE-getriebenen Verteilnetzausbaukosten liegen zwischen 61 €/kW in laststarken Netzgebieten und 180 €/kW in EE-starken Netzgebieten.
„Werden Netzanschlüsse unter Berücksichtigung dieser Kosten optimiert, zeigt sich, dass eine deutliche Überbauung von PV-Netzanschlüssen sowie eine leichte Überbauung von Wind-Netzanschlüssen robust gegenüber gebietsstrukturellen Unterschieden ist“, so Berit Hanna Czock.
Weitere Analysen sind notwendig um eine Bewertung der Optionen hinsichtlich System- und Verteilungseffekten, z.B. im EEG, sowie regionale Steuerungswirkung zu ermöglichen. Die Optimierung von EE-Netzanschlüssen könnte über administrative Vorgaben bei der Wahl der Netzanschlusskapazität oder finanzielle Anreize (Internalisierung der Netzausbaukosten bei der Investitionsentscheidung) implementiert werden.