2021: Ein Jahr der Rekorde für den Energieträger Kohle

2021: Ein Jahr der Rekorde für den Energieträger Kohle
7. Januar 2022 |

Im vergangenen Jahr wurde aufgrund des weltweiten Wirtschaftaufschwungs so viel Kohle verstromt wie noch nie. Das zeigt eine neue Studie der Internationalen Energie-Agentur (IEA), an der zwei EWI-Forscher federführend mitgearbeitet haben.

Noch nie wurde global mehr Kohle verstromt als im vergangenen Jahr. Noch nie wurde an einzelnen Tagen für Kohle so viel Geld bezahlt wie im vergangenen Jahr. Und auch für die kommenden Jahre erwartet die IEA neue Rekorde: In diesem Jahr etwa könnte so viel Kohle produziert und nachgefragt werden wie noch nie.

Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Studie „Coal 2021 – Analysis and forecast to 2024“ der Internationalen Energieagentur (IEA), an der Fabian Arnold und Jonas Zinke, beide Senior Research Associate am Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) an der Universität zu Köln, als Autoren federführend beteiligt waren. Die Studie analysiert detailliert aktuelle Entwicklungen und Zusammenhänge auf den globalen Kohlemärkten sowie Erwartungen und Einflussfaktoren für die Zukunft. Dazu werden nicht nur die vergangenen drei Jahre betrachtet, sondern auch Kohlenachfrage, -erzeugung und -handel bis zum Jahr 2024 prognostiziert.

Versorgungsengpässe in China und Indien

Im Jahr 2020 war die globale Kohlenachfrage durch den pandemiebedingten Einbruch der Weltwirtschaft noch um 4,4 Prozent gesunken. Doch 2021 stiegen sowohl die Nachfrage nach Strom als auch die Gaspreise deutlich, sodass Kohlekraftwerke oft wirtschaftlicher waren als Gaskraftwerke und die Kohleverstromung mit 10.350 TWh einen Rekordwert erreichte (+ 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). In Verbindung mit einem leichten Anstieg der Kohlenachfrage in der Industrie (bspw. in der Stahl- und Zementproduktion) stieg der weltweite Kohleverbrauch 2021 insgesamt um ca. 6 Prozent auf 7.906 Millionen Tonnen.

Die Kohleförderung konnte mit diesem Nachfragezuwachs nicht Schritt halten. In China und Indien kam es zu Versorgungsengpässen und in deren Folge zu Stromausfällen und Produktionsunterbrechungen. Als Reaktion ergriffen die Länder Maßnahmen, um die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Daher erwartet die IEA, dass in diesem Jahr noch mehr Kohle gefördert werden wird als im Jahr 2013, dem Jahr mit der bislang größten Kohleförderung.

China dominiert die internationalen Märkte

Während der Nachfrageanstieg in den USA und Europa lediglich temporär war und stark von der Entwicklung der Gaspreise abhängig ist, prognostizieren die Autorinnen und Autoren, dass China und Indien in diesem Jahr noch mehr Kohle verbrauchen werden. Beide Länder stehen zusammen für rund zwei Drittel der globalen Kohlenachfrage. Insbesondere Chinas Bedeutung für die globalen Kohlemärkte ist nicht zu unterschätzen. Allein auf die Stromerzeugung des Landes (inkl. Wärmeauskopplung) lässt sich etwa ein Drittel des globalen Kohleverbrauchs zurückführen. Insgesamt ist das Land für mehr als die Hälfte des globalen Kohleverbrauchs verantwortlich. China als größter Produzent, Verbraucher und Importeur dominiert damit die internationalen Kohlemärkte. In 2021 stieg der chinesische Kohleverbrauch auf ein neues Rekordhoch.

Die Entwicklung der Kohlepreise im vergangenen Jahr spiegelt den Anstieg der Nachfrage und die Knappheit des Rohstoffs wider. Nach vergleichsweisen geringen Preisen im Jahr 2020 stiegen diese im Jahr 2021 zeitweise auf Rekordwerte. Anfang Oktober 2021 kostete zum Beispiel eine Tonne importierter Kraftwerkskohle in Europa 298 US-Dollar.

Anspruch und Wirklichkeit

Die Studie zeigt, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderliegen in den Bemühungen, den CO2-Ausstoß zu minimieren. Erst im November 2021 hatte die UN-Klimakonferenz in Glasgow in ihrer Abschlusserklärung beschlossen, den Einsatz von Kohle schrittweise zu reduzieren. Zudem verpflichteten sich die Länder weiterhin dem 1,5-Grad-Ziel. Dies sowie das Versprechen Chinas und Indiens, ihre Emissionen auf nettonull zu senken, sollten die Entwicklung der Kohlenachfrage und -erzeugung stark beeinflussen. Ein signifikanter Rückgang des Kohleverbrauchs zeichnet sich in der Kurzfristprognose der IEA allerdings nicht ab.

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